Bestandsaufnahme
Heute hab ich euch eine Case Study aus meinem Alltag als Webdesignerin mitgebracht.
Einen richtigen echten Relaunch, den ich begleite.
Die Kundin kam zu mir und hatte schon eine Webseite. Es gab auch ein Blog, aber es gab weder Traffic noch kamen da Kunden drüber.
Es sollte alles professioneller werden und es sollten auch Verkäufe über die Webseite generiert werden.
Ich will hier keine Namen nennen und die Anonymität meiner Kunden wahren.
Es geht mir hier gar nicht darum, irgendjemanden bloß zu stellen. So nach dem Motto “schau mal wie blöd, was die alles vergessen und falsch gemacht hat” davon hat ja keiner was.
Ich hab tolle Kundinnen. Das sind alles klasse Frauen, die mit ihrer Selbstständigkeit Geld verdienen und ein reales Tagesgeschäft haben. Die wuppen die Webseite und das Blog noch so “nebenbei” und zwar immer nach bestem Wissen und Gewissen.
Das finde ich großartig! Ich feiere auch jeden hart, der seine Webseite selbst erstellt (oder erstellt hat). Nicht jeder hat die Kohle, um direkt erst mal ne Webdesignerin zu beauftragen. ich hab mein Buch “Webseiten, die verkaufen” ja genau deswegen geschrieben. Deswegen veröffentliche ich die YouTube Tutorials.
Damit dieses “erst mal für kleines Geld starten und ausprobieren, ob das Geschäftsmodell taugt” nicht so schwer ist. Da steht ja prinzipiell alles drin, was man wissen muss und wenn dann Geld da ist, fällt es mir auch deutlich leichter, die Webseite zu übernehmen, weil alles schon ein bisschen Hand und Fuß hat.
So ich komm mal wieder zum Thema: Also ich bespreche die Case Study hier anonym.
ABER: Die Learnings mag ich gern teilen und einfach mal zeigen, was hier bei mir über den Schreibtisch läuft. Das soll mal zeigen, dass es nicht so einfach ist, eine Webseite so zu erstellen, dass die auch verkauft. Ich zeige, was so Hebel sind, an denen man noch mal ziehen kann und vor allem will ich massiv gegen dieses gefühl angehen, das man schnell kriegt, wenn man nur den 100.000 Euro über Nacht Fuzzis auf Insta und Linked-In folgt. “Ich bin die einzige, die es ncht schafft, im Internet mal schnell reich zu werden” ⇒ NEIN bist du nicht. Das ist gar nicht sooo einfach.
Case Study
Es gibt keine klassische Webseite. Eigentlich kommt die Kundin mit einem WordPress.com Blog: es sind über 80 Blogartikel vorhanden.
Die Artikel sind auch alle Fachbezogen, die Inhalte sind relevant und es wird in einer Nische geschrieben.
Es gibt aber keinen nennenswerten Traffic und es kommen auch keine Verkäufe über die Seite oder über Such-Traffik. Es sind vorrangig Empfehlungen.
Wir sind dann gemeinsam die Webseite durch gegangen (also das Blog) und haben uns genau angeschaut:
- Was ist ihr bestes Produkt? Das ist ganz wichtig. Womit wird Geld verdient? Ist das auf der Webseite überhaupt ersichtlich?
- Wie ist der Verkaufsprozess? Wie können die Kunden dieses beste Produkt denn überhaupt kaufen?
Was mir da so aufgefallen ist:
- Es gab keine klassische Startseite. Das war auch nicht verwunderlich. Es war ja ein WordPress.com Blog. Da geht es eher darum, Blogartikel zu teilen. Sowas ist für Influencer ganz gut geeignet, aber eben nicht für klassische Unternehmen.
- Die Kundin arbeitet “heimlich” als Beraterin. Ich sag das hier so in Anführungszeichen, weil das auf der vorhandenen Webseite gar nicht so ersichtlich war.
- Verkaufsprozess war bisher nicht standardisiert. Da alle Kunden über Empfehlung kamen, wurde alles individuell angeboten und auch ganz individuell auf Kundenwunsch abgewickelt. Das kann man machen, das kostet aber Zeit und ist ein ganz schöner Aufwand. Ich empfehle immer, starr in den Prozessen und flexibel in den Inhalten zu sein. Einmal den Verkaufsprozess erstellen und zwar so erstellen, dass man selbst aus der dauernden Wiederholung auch Zeitersparnis hat UND die Kunden eben ganz viel Prozess-Sicherheit haben. Schritt 1-2-3 ist ganz klar vorgegeben.
EXKURS: als Beispiel taugt hier meine Strategie-Session hervorragend. Im Groben ist das eine 90 Minuten Beratung. Gebucht wird über meinen Shop. Dann ist Datenschutz und Bezahlung schon abgefrühstückt. Termin wird über ein Tool gebucht. Da muss ich mich mit nichts beschäftigen. Sogar die Buchhaltung läuft da automatisch über eine Schnittstelle. Die Kunden geben mir das Problem vorher über einen Fragebogen schon mal durch und ich frage den Login für die Webseite ab. Dann treffen wir uns 90 Minuten und ich gehe da mit meinem geballten Webdesigner Wissen mit denen an deren Themen. Da ist von Verkaufsprozess über Datenschutz erstellen bis hin zu Plugins aufräumen oder eine zusätzliche Verkaufsseite erstellen inhaltlich alles denkbar. Und das ist toll, das ist ein sehr flexibles Produkt. Aber der Prozess ist immer gleich.
Zurück zur Kundin:
- Die Blogartikel waren fachlich gut und auch nischig genug, allerdings nicht SEO optimiert und auch nicht darauf ausgerichtet, ihre Beratungsleistung zu verkaufen.
Änderungen
Was haben wir also geändert:
- Weg von WordPress.com!
Wir haben erst mal Webgo als Hoster ausgewählt, das ist mein Lieblingshoster. (kurze Werbeinspielung: mit dem Rabattcode TEAMSTREBER zu Webgo wechseln und sparen!) Da haben wir alle Inhalte hin umgezogen und eine neue WordPress aufgebaut, die dann auch eher als Webseite dient und nicht mehr primär ein Blog. Dabei gehe ich ja immer gleich vor. Ich richte die globalen Farben / Schriften ein (dazu gibt es einen Blogartikel), installiere alle Plugins und fange mal an, Inhalte zu erstellen. - Startseite neu erstellt. Bestes Produkt auf die Startseite. Das war deutlich einfacher, weil wir in der Vorarbeit gemeinsam die Angebote so ausgearbeitet hatten, dass es einen einheitlichen Buchungsprozess gibt mit einfachen Schritten, die der Kundin im Alltag auch keine besondere Extra-Arbeit machen. Die Produkte machen es den Kunden leicht, zu buchen. Große Berater-Prozesse in Organisationen und Konzernen starten eigentlich immer mit einer Art Bestandsaufnahme. Die haben wir ganz clever ausgegliedert und extra buchbar gemacht. Den Prozess kann man toll als Produkt beschreiben, sie hat da eine coole Methode entwickelt und der Preis ist überschaubar. So kann man die Zusammenarbeit mit geringem Risiko antesten und gemeinsam die Probleme identifizieren. Wenn die Zusammenarbeit passt, kann danach eine individuelle Beraterleistung gebucht werden, um die Probleme auch gemeinsam zu lösen. Da es eine Beratungsleistung ist haben wir auch ein kostenloses Vorgespräch mit Buchungstool eingeführt.
- Digitale Produktentwicklung: Es gibt jetzt eine “Arbeitsprobe”. Also ein E-Book zu kaufen. Das ist kein klassisches Freebie, das muss man nicht anbieten. Statt dessen gibt es kostenlos die Blogartikel und zusätzlich ein Mini-Produkt (neuhochdeutsch Tiny-Offer). Das klappt in vielen Fällen sogar deutlich besser als ein Freebie. Muss man einfach probieren.
- Verkaufsseiten: Die Produkte werden auf den Verkaufsseiten noch mal genau beschrieben. Es wird dabei immer wieder afu den Expertenstatus eingegangen. Sie kennt sich in der Branche und mit den Themen und Methoden aus.
- lokales SEO: Mit dem Rankmath SEO-Plugin haben wir direkt mal alle Einstellungen zum lokalen SEO gemacht. Denn so ein Berater, der Workshops anbietet, wird natürlich vor allem lokal von Unternehmen gebucht, in die man dann auch PERSÖNLICH hin fährt. Da wird lokal gesucht. Und ich will, dass meine Kundin da auch lokal gefunden werden kann. Dafür muss man aber selbst sorgen. ZumBeispiel mit Rankmath aber genauso auch mit dem Google my Business Eintrag. Das ist Pflicht!
- Newsletter: Zur Kundenbindung gibt es jetzt einen Newsletter. Auf der kompletten Webseite wird prominent darauf hingewiesen. In dem Fall machen wir das mit einer Hello Bar (einer farbigen Leiste über dem Menü). Wir haben ein Newsletter Konzept entwickelt, welche Inhalte wie oft geteilt werden können. Das hilft ungemein. So gibt es eine Strategie und die Angst vor dem “leeren Blatt” fällt einfach mal komplett weg.
- Blog: das war eine größere Operation und die wird uns noch eine Weile beschäftigen.
- Search-Console:
Zuerst haben wir mal das Blog mit der Search Console verbunden, damit im Hintergrund schon mal Daten gesammelt werden können. - SEO-Auswertung:
Ich habe ein Tool, mit dem ich mir anschaue, ob und für welche Keywords überhaupt schon gerankt wird, ob es Backlinks gibt usw. Wenn es da etwas gibt, worauf man aufbauen kann, machen wir das immer. - Rankmath:
Das beste SEO-Plugin! Wirklich. Ich mache keinen Blog-Relaunch mehr ohne das Ding. Schon allein die Umleitungs-Funktion ist so so so so gut! Sobald URLs umbenannt werden, erstellt Rankmath AUTOMATISCH eine Umleitung. Damit geht kein Traffic verloren. Das ist ganz großes Kino! Deswegen installiere ich Rankmath in solchen Fällen immer ganz früh im Prozess, das ist dann sowas wie der unparteiische externe Aufpasser für die alten und neuen URLs. - Keyword-Analyse:
Wir sind mit einer KW-Analyse gestartet und haben erst mal die Themenfelder grob angeschaut und treffsicher identifiziert, welche davon überhaupt gesucht werden. ich hab genau gezeigt, was für Kunden interessant ist und was eher für Kollegen. Das ist wichtig für die künftige Themenauswahl. Dann haben wir Cluster erstellt, die für Neukunden spannend sein könnten, denn da fangen wir an. Cashflow is Queen und es muss erst mal Kohle her. - Blogartikel auffindbar machen Wir haben in der Blogansicht eine Filter-Möglichkeit angelegt und die Blogartikel kategorisiert. dabei helfen die Cluster aus der SEO-Recherche, weil wir damit genau wissen, nach welchen Begrifflichkeiten gesucht wird (da greife ich aber vor).
- Blogartikel SEO optimieren:
Die bestehenden Blogartikel sind prinzipiell fachlich sehr gut. Aber es ist eben einfach so drauf los gebloggt worden. Die Artikel sind interessant, aber eben nicht SEO optimiert. Viele Artikel sind kurze Impulse, die im ALltag der Kunden deutlich helfen, sowas funktioniert gut als flankierender Newsletter, aber um gefunden zu werden, braucht man lange Erklärbär-Inhalte, die ein Thema bis zum Bodensatz beleuchten. Bei 80 bestehenden Blogartikeln ist es wichtig, sich zu fokussieren und gut zu priorisieren. Man muss sein Ziel klar vor Augen haben und das aushalten können, dass an manchen Stellen einfach noch Chaos herrscht. Soviel mal vorweg. Wir haben ein Cluster identifiziert, dass wir vorrangig aufräumen wollen – und da dann auch ranken und Kunden generieren. Wir haben Haupt-Keywords festgelegt, für die dann jeweils ein langer Blogartikel geschrieben werden soll. Bisher waren das eher Blogserien. Artikel-Reiehen zu Themen gibt es schon, aber die sind nicht untereinander verlinkt und die Überschriften snd auch eher “magazinig” gestaltet. und nicht mit dem eigentlichen Keyword im Titel. Die fassen wir zu einem langen und ausführlichen Artikel zusammen und leiten die alten URLs um. - Blogartikel intern verlinken:
Das was wir wollen ist ja, dass sich unsere Leser wie bei Netflix durch die Inhalte bingen. Mit einem Profi-Tool wie Linkwhisper kann man da ganz viel automatisieren und wenn man bei jedem Blogartikel brav die Keywords einträgt, dann schlägt Link-Whisper auch vor, wie der ARtikel intern verlinkt werden kann. Das ist eine enorme Arbeits-Erleichterung! - Blogartikel, die verkaufen:
Damit die Blogartikel auch verkaufen, haben wir drei Must-Haves, die da wirklich immer rein müssen:
NL, Expertenstatus und Feenstaub
In jeden Blogartikel muss relativ weit oben und weiter. unten dann noch mal der Hinweis, den NL zu abonnieren. Irgendwo müssen die ganzen NL Abonennten ja mal herkommen. Der Expertenstatus muss klar heraus gearbeitet werden. Wer schreibt hier? Es gibt jetzt eine Autorenbox, die zeigt, dass hier eine Beraterin über ihr Thema referiert. Im Artikel gibt es immer den Hinweis darauf, mal mehr, mal weniger deutlich, dass hier eine Beraterin schreibt, die man buchen kann. Das kann man mit Sätzen machen wie “ich teile mal ein Beispiel aus meinem Kundenkreis”. oder “bei einer Kundin habe ich das so gelöst”. Der Feenstaub ist das Versprechen, dass nur sie geben kann. Das besondere Extra. Eine Ansicht, Methode oder ein Ansatz, der nicht ganz Mainstream ist und in dem man als Leser direkt sehen kann: Mit der will ich mal arbeiten (oder eben auch nicht). Das ist der Unterschied zu Wissens-Artikeln bei Wikipedia. Diese drei Punkte sorgen dafür, dass Blogartikel auch verkaufen.
Mehr solche super Tipps findest du übrigens in meinem Buch:
- Search-Console:
Buch: Blogartikel, die verkaufen
Ein Blog ist viel Arbeit. Damit sich das lohnt, habe ich die Frage beantwortet, die sich so viele meiner Webdesign-Kunden gestellt haben: Warum verdiene ich kein Geld mit dem Blog?
Von der Strategie über Themenauswahl, Artikel-Formate, Werbung, bis zur kontinuierlichen Weiterentwicklung inkl. DSGVO und praktisches SEO – damit deine Artikel auch bei Google gefunden werden. Dieses Buch ist Workshop und Nachschlagewerk in einem
- Datenschutz:
Am Ende haben wir noch den DS glatt gezogen. Real Cookie Banner installiert, Google Schriften eingebettet und neuer Datenschutz-Text passend zu den Plugins und dem aktuellen Angebot.
Und damit haben wir richtig was geschafft. Wir räumen jetzt ein Themencluster nach dem anderen auf. Die Kundin kriegt immer wieder Unterstützung von mir. Wir haben regelmäßige Check-Ins. Ich gebe die Keywords und die Gliederung für die Themenbereiche vor und sie räumt einen Blogartikel nach dem anderen auf. Was kommt in denBlog, woraus kann man tolle Newsletter schreiben usw.