E-Commerce, also das Verkaufen im Internet ist so erfolgreich wie noch nie zuvor und seit dem ersten Corona-Shutdown ein Überlebenskriterium für alle Unternehmen und Geschäftsformen.
- Um deine Produkte online zu verkaufen, musst du theoretisch nur:
- Ein Konto bei einem Reseller erstellen, die wichtigsten Infos über dein Unternehmen eingeben.
- Texte, Produktbilder und Zahlungsmethoden ergänzen.
Warum beschäftigen sich aber trotzdem so viele mit der Frage: Brauche ich JETZT einen eigenen Shop?
Falls du die Abkürzung nehmen und nicht so viel lesen willst:
Fast alle, die mich fragen, ob sie einen Shop brauchen, sind mit einem externen Anbieter besser bedient.
Falls du die lange Version lesen willst:
Meine Erfahrung als Webdesignerin zeigt, dass insbesondere deswegen viel Zeit und Geld verbrannt wird, weil sich Gründer die richtigen Fragen zum falschen Zeitpunkt stellen. Oder in der falschen Reihenfolge.
Bleib also dran und gehe die Fragen mal in der Reihenfolge durch, die sich aus meiner Erfahrung als hilfreich herausgestellt hat. Denn wer zu früh zu viel will, der blutet oft aus und macht dann den Laden wieder zu. Und das wäre doch sehr schade.
Teil 1: Meine Prioritäten
Meine Prio 1: Cashflow is Queen
Meine Erfahrung zeigt, dass die Prioritäten oft falsch gesetzt sind. Bei der Erstellung der eigenen Webseite verlieren sich viele in unwichtigen Details und recherchieren im Kreis, um die perfekte Lösung zu finden.
Mein Vorschlag: Mit einer kleinen aber feinen unperfekten Lösung starten und den Fokus auf das Wichtigste zu legen: Mit dem eigenen Unternehmen Geld verdienen.
So nicht:
Als Coach, Trainer oder Berater wollen viele meiner Kunden direkt erfolgreich im Online-Business starten und mit eigenen Online-Kursen oder Kursplattformen ein Geschäftsmodell aufbauen, für das es gar keine Grundlage gibt. Denn um Online-Kurse zu verkaufen, braucht es eine Community und Interessenten, die dieses Angebot auch wahrnehmen. Gerade Gründer mit kleinen Social Media Kanälen erfüllen die Voraussetzung leider noch nicht.
Man kann mit einem großen Werbebudget nachhelfen. Aber auch hier braucht es zusätzlich etwas Zeit. Innerhalb von ein paar Wochen funktioniert auch „Leads kaufen“ nicht so richtig.
Den Fokus jetzt auf eine eigenes Shopsystem inklusive eigenem Kurssystem zu legen bindet Ressourcen. Bei dieser Lösung geht man den 28. Schritt vor dem 2. Und das führt in den seltensten Fällen zu einem langfristig erfolgreichen Unternehmen.
Realität: Die richtige Zeit für einen Online-Kurs oder digitale Produkte ist meist dann, wenn man Kunden wegschicken muss, weil man ausgebucht ist. Dann macht es Sinn, bestimmte Inhalte über Kurse zu vermitteln. Aus meiner Erfahrung sind Kurse, die so entwickelt werden, auch von Tag 1 lukrativ.
So vielleicht:
Du brauchst regelmäßige Einnahmen mehr als alles andere. Bleib realistisch. Was kannst du JETZT verkaufen? Wo kannst du jetzt Kunden finden und wie kannst du gewährleisten, dass du so viele regelmäßige Einnahmen hast, um dein Unternehmen langfristig aufzubauen?
Für die meisten Coaches, Trainer und Berater wird das nach wie vor die Arbeit mit und am Kunden sein.
Nutze das für dich und sammle Erfahrungen, die du später in Online-Kursen oder digitale Produkten weiter geben kannst. Dazu musst du parallel immer wieder Zeit und Liebe (oder Werbebudget) in Community Aufbau stecken.
Überlege dir genau, wo dein Geld realistisch herkommt und verschwende keine Zeit damit, einen Online-Kurs (inklusive Infrastruktur wie Shop und Kursplattform) zu erstellen, bevor du die Kunden dafür hast.
Meine Prio 2: KISS (Keep it simple, stupid)
Je einfacher, desto lukrativer. Das funktioniert an jedem Tag der Woche.
Erstelle nur so viele Angebote, wie du auch bewerben kannst. Wenn du nicht genug Umsatz mit deinen Produkten machst, dann liegt es fast nie daran, dass dein Angebot nicht breit genug ist, sondern fast immer daran, dass du zu wenig Interessenten und Käufer hast.
Bedeutet: Erstelle einen guten Verkaufsprozess und eine Webseite, die dir zuarbeitet.
Ein Shopsystem unterstützt dich dabei, den Buchungsprozess für vorhandene Buchungen zu automatisieren. Es sorgt NIEMALS für neue Buchungen.
So nicht:
Wenn du zu wenig Umsatz hast, dann brauchst du vor allem Sichtbarkeit und Traffic und nicht noch ein neues Produkt. Oder eine andere Shop-Lösung.
Beschäftige dich nicht tagelang mit allen Funktionen, die ein Shop- oder Buchungssystem dir in der Theorie bieten könnte. Sondern suche ein System für die Funktionen, die dir wichtig sind.
Dafür musst du dich mit deinem Verkaufsprozess beschäftigen. Stattdessen Shop-Systeme zu recherchieren, ist 100% pure Prokrastination.
Ohne Liste mit Funktionen, die für dich JETZT wichtig sind und eine Liste mit Funktionen, die du eventuell später brauchen könntest, solltest du nicht weiter lesen.
So vielleicht:
Lege den Fokus darauf, Produkte zu verkaufen, die dir regelmäßig Umsatz bringen. Also dein Coaching oder dein Coaching-Programm. Kleines Sortiment dafür mit mehr Druck in den Markt.
Erstelle zuerst deinen perfekten Verkaufsprozess. Denn dann kennst du alle Kriterien, die du an ein Shopsystem hast und kannst die vorhandenen Systeme gezielt darauf hin für dich prüfen.
Schnell und effizient.
Meine Prio 3: Der Preis ist heiß (NICHT!)
Ich kann es schlicht und ergreifend nicht mehr hören: „Aber bei xyz zahle ich 1% weniger“.
Für die meisten Gründer ist der Preis das Hauptargument für oder gegen einen eigenen Shop und das ist einfach zu kurz gesprungen. Wer wählt denn den eigenen Lebenspartner ausschließlich nach dem Nettogehalt aus? Keiner! Warum: Weil das langfristig keinen Sinn macht.
Du musst die richtige E-Commerce Lösung finden, die in deine Lebensrealität passt und dich beim Geld verdienen unterstützt. Deine Shop-Lösung erlaubt es dir, in deiner Kernkompetenz zu arbeiten und unterstützt dich dabei, deine Online-Buchungen eleganter durchzuführen.
Und vielleicht auch billiger. Aber dafür musst du immer deinen Stundenlohn mit ein die Rechnung einbeziehen. Das tun meiner Erfahrung nach 0,0% der Menschen, die zuerst auf den Preis schauen.
So nicht:
Online-Shop Systeme googeln und das mit den meisten Funktionen und dem niedrigsten Preis nehmen. ENDE.
Das Ergebnis ist oft, dass du nach relativ kurzer Zeit dein Shopsystem noch mal wechselst, weil es dann eben doch nicht passt. Ergebnis: Das kostet Zeit und Kraft. Irgendwann kann einem da dann auch die Puste ausgehen.
So vielleicht:
Mit einem sehr einfachen Verkaufsprozess starten und Funktionen festlegen, die du dafür brauchst. Online Shopsystem auf GENAU DIESE Funktionen prüfen und dabei im Auge behalten, dass ein Shop ein paar mehr Tätigkeiten umfasst, als nur den Verkauf an sich (und die Gebühr dazu).
Ein paar Anregungen:
- Wie lässt sich ein neues Produkt anlegen?
- Welche Auswertungsmöglichkeiten gibt es?
- Wie wird abgerechnet? Welche Dokumente bekomme ich am Ende des Monats und verstehe ich diese Abrechnung überhaupt ohne Steuerberater?
- Mach dir bewusst, was deine Kernkompetenz ist und warum du dich selbständig gemacht hast. Verbringe deine Zeit mit Dingen, die du liebst und nicht damit, deine eigene Verwaltung zu sein.
Eigene Shops kosten auch Geld
Wenn ich mir die Mühe mache und die Kosten google, dann sehe ich sehr weit oben das hier:
„Bei einem kleinen und vergleichsweise einfachen Onlineshop können Sie mit ca. 4.000 Euro rechnen.“ Quelle: Marketing-Börse.
Nach oben sind die Grenzen offen. In der IHK-Sprechstunde habe ich regelmäßig Shopbetreiber, die 20-30 Tausend Euro für den eigenen Shop bezahlt haben. Das ist durchaus realistisch.
Aber bleiben wir mal auf dem Boden der Tatsachen.
Wenn du dir die Mühe machen würdest und den Shop selbst erstellst, dann kannst du dir die teure Agentur ja sparen. Klar. Aber selbst dann ist der Shop nicht kostenlos.
Für deinen WooCommerce Shop brauchst du ein professionelles Theme: 60 USD pro Jahr
Denn damit steht und fällt die Ausgestaltung von Warenkorb, Kasse usw. Und wenn das nicht vertrauenerweckend aussieht, dann gute Nacht Marie. Da gibt dir doch keiner sein Geld.
Ich empfehle Astra*. Das flitzt und ist auf Conversion optimiert. Die Shops sehen professionell aus (du kannst dir hier ein Beispiel ansehen).
Buchhaltungssoftware z.B. Lexoffice*: ab 7,90 EUR pro Monat also 94,80 EUR pro Jahr
Versuch gar nicht erst, die Rechnungen auszudrucken und abzuschreiben. Das macht keinen Spaß. Vor allem dann nicht, wenn du mal mehr Sales hast. Lass es einfach über eine Schnittstelle in die Buchhaltung laufen.
Plugins
WooCommerce an sich ist kostenlos. Finanziert sich aber unter anderem durch den Verkauf von Plugins. Und die summieren sich schnell auf.
Je nachdem, was du verkaufen willst und welche Funktionen du noch haben möchtest, geht das schnell ins Geld. Ich mache ein paar Beispiele:
Deutschland ist kein rechtsfreier Raum. Wenn du auf deiner Webseite einen Kaufen Button hast, dann brauchst du dafür einen rechtlichen Rahmen. Da kannst du dich entweder auch noch allein reinfuchsen oder du installierst ein Plugin. Ich empfehle German Market. Damit hast du die benötigten Rechtstexte gleich alle als Vorlage und musst sie nur noch anpassen. German Market: 75 EUR pro Jahr
Bonus: es hat eine Schnittstelle zu deiner Buchhaltungssoftware.
Du musst für deine Verkäufe den Zahlungseingang kontrollieren und die Käufe als abgeschlossen markieren. Danach werden die digitalen Inhalte erst freigegeben. Wenn du willst, dass das automatisiert passiert, dann brauchst du dafür ein Plugin. Das kostetet mich momentan 29 USD pro Jahr.
Ich nutze zum Beispiel Learndash* für meine Online-Kurse (dazu habe ich auch schon einen Blogartikel): 185 USD pro Jahr
Denke bitte daran, dass WooCommerce nicht ab Werk Affiliate-Links für dich erstellt. Das ist bei den Resellern kostenlos. Bei WooCommerce aber nicht. Das Plugin dafür kostet auch noch mal 129 USD pro Jahr.
Eigene Shops kosten Zeit
Das kommt dann auch noch dazu. Es ist exakt deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle diese Komponenten auch miteinander harmonieren und die Schnittstellen die Daten sauber übergeben.
Am Beispiel: Wenn du wie ich deine Bücher mit 1,55 Euro frankierst, dann ist das ein Maxibrief. Dafür brauchst du das Plugin „Internetmarke“ der Post.
Hast du Pakete, dann ist es das DHL Plugin. Und wer schon mal versucht hat, dieses Plugin einzurichten, der weiß, wo der Vorhof zur Hölle ist. Auch ein Anruf beim Customer Support hat da nicht weiter geholfen. O-TON: „Aus politischen Gründen stellen wir keine Tutorials bereit“ aha. Danke.
Weder der German Market, noch der Lexoffice Kundenservice konnten mir genau sagen, welche Daten da wie genau aus der Schnittstelle übertragen wurden.
Und die Liste könnte ich beliebig verlängern.
Externe Shop-Systeme sind teurer
Naja, das kommt immer darauf an.
Wenn du die Kosten, die du aufwenden musst, um das Shopsystem zum Laufen zu bringen, realistisch einrechnest, dann stimmt das tatsächlich so nicht. Denn entweder musst du einen Webdesigner beauftragen, um einen WooCommerce Shop zu installieren (ab 4000 Euro) oder du musst es selbst machen (ich denke ein Laie kann das so in vier Wochen schaffen, wenn man wirklich jeden Abend dran sitzt).
Wenn du diese Einrichtung als Kosten mit berechnest, dann dauert es oft sehr lange, bis sich ein eigener Shop tatsächlich als günstiger erweist.
ACHTUNG: Gib dir bitte einen ordentlichen Stundenlohn für die Erstellung deines Shops und bedenke, dass du dir für jede angefallene Stunde, die du arbeitest auch etwas in deine Altersvorsorge einzahlen solltest. Sonst bist du ein Arschloch-Arbeitgeber und beutest dich selbst aus. Geht gar nicht!
Externe Shop-Systeme sind günstiger
Oh ja!
Denn du hast einen Support, den du anrufen kannst, wenn etwas nicht klappt.
Unterschätze das nicht. Denn dieser Support ist in jedem Fall KOSTENLOS für dich.
Wenn du ein Problem mit deinem WooCommerce Shop hast, dann rufst du deinen Webdesigner an und der nimmt wahrscheinlich 100 Euro pro Stunde (zzgl. MwSt.), wenn er dir da weiter helfen soll.
Alternativ kannst du natürlich auf YouTube so lange suchen, bis du selbst eine Lösung für dein Problem findest. Das kostet aber Zeit und dafür zahlst du dir sicher keinen Stundenlohn aus und auch nichts in deine Altersvorsorge ein (geht gar nicht!).
Beispielrechnung: Ab wann lohnt sich der eigene Shop?
Ich schaffe mal ein bisschen Faktenwissen.
Ich gehe mal davon aus, dass Du als Coach deine Produkte online verkaufen willst. Also Coaching-Sessions, Workshops und eventuell ein E-Book, dass du auch schon geschrieben hast.
Diese Situation nehme ich als Beispiel. Vor allem deshalb, weil hier oft nur ein sehr kleines Sortiment vorliegt UND die Produkte fast immer digital sind.
Ich vereinfache hier stark, damit das Beispiel nachvollziehbar bleibt. Die Kosten für Paypal und Buchhaltung usw. sind ja immer gleich. Egal, welches Shop-Sytem.
Du verkaufst momentan 10 Coachingsessions im Monat zu je 250 Euro = 2500 Euro / Monat.
Externes Shopsystem (am Beispiel von Copecart*):
Keine Erstellungskosten, keine monatliche Gebühr.
2500 EURO x 4,9% + 1 EURO pro Buchung = 122,50 Euro + 10 Euro = 133,50 Euro pro Monat
Eigener Shop:
Erstellung 4000 Euro
Monatliche Kosten: German Market 75 Euro / 12 = 6,25 Euro
Ab wann lohnt sich der eigene Shop?
Kosten extern – eigener Shop im Monat: 133,50 – 6,25 Euro = 127,25 Euro
Jetzt teilen wir mal die Erstellungskosten durch die laufenden: 4000 Euro / 127,50 Euro = 31,37 Monate
Bedeutet, wenn die Erstellung 4000 Euro kosten würde, dann hätte sich der eigene Shop bei gleichbleibenden Buchungen (10 im Monat zu 250 Euro) nach 31 Monaten gelohnt. Also erst nach über 2,5 Jahren.
- Ich erinnere dich noch mal dran => Prio 1: Cashflow is Queen.
- Du hast in den zwei Jahren ziemlich viel gebundenes Kapital. Oder bist lange damit beschäftigt, deinen Shop aufzubauen.
- Meine Empfehlung: Return on Invest sollte immer unter einem Jahr sein. Vor allem dann, wenn es deine Firma noch keine zwei Jahre gibt. In dem Fall empfehle ich dir, mit einem externen Reseller zu starten und Geld bei Seite zu legen, um dir später einen Shop erstellen zu lassen. Bei 200 Euro im Monat hast du in zwei Jahren das Budget für einen eigenen Shop.
Teil 2: Das richtige Shopsystem auswählen
Jetzt geht es ans Eingemachte.
- Du weißt, welche Kriterien für dich die richtigen sind und kannst anfangen, dich mit den Details auseinander zusetzen.
Die Gretchenfrage: Eigener Shop oder externer Reseller
Wenn du bis hier gelesen hast, dann hast du schone eine Idee, wie du diese Frage für dich beantworten kannst.
Eigener Shop: WooCommerce
Wenn du sicher bist, dass sich ein eigener Shop für dich lohnt, dann empfehle ich WooCommerce.
Es gibt auch andere Systeme wie zum Beispiel Versacommerce, Wix, Shopify und Magento.
Die haben sicher auch alle ihre Vorteile. Aber meine Erfahrung zeigt: Wenn mich jemand mit eigenem Shop anruft und nicht zufrieden ist, dann hat er keinen WooCommerce Shop. Sondern will zu WooCommerce wechseln…. Irgendwie spricht dieser Erfahrungswert Bände.
Externe Reseller ohne Kursplattform für Online Kurse
Wenn du dich für einen externen Reseller entschieden hast, dann kommt es darauf an, ob du Online-Kurse anbieten willst oder nicht. Denn nicht alle Reseller haben eine Kursplattform.
Für Coaches, die einfach und automatisiert ihre Beratungen und Coachings verkaufen wollen, reicht so ein Anbieter sicher aus.
Copecart
Ich liebe Copecart*! Es ist herrlich einfach einzurichten und der Support ist unfassbar auf Zack.
Preis/Leistung stimmt hier für mich.
Die Benutzeroberfläche ist mit Abstand am Übersichtlichsten. Es gibt Statistiken, die wirklich beim Verkaufen helfen. Standort Deutschland, man hat also keine Verkäufe ins Ausland (das ist steuerlich immer so ein größeres Ding).
Die Buchhaltung wird schon mal vorbereitet: Es gibt einfach am Ende eine Gutschrift über den generierten Umsatz. ENDE! Und die einzelnen Buchungen sind nicht mein Problem. Das regelt Copecart.
AGB: Weil Copecart ein Reseller ist, gelten die AGBs von Copecart. Darum musst du dich schon mal nicht kümmern. JUHU!
Einziger Schwachpunkt für mich: Das Unternehmen wirbt auf der Webseite damit, DSGVO konform zu sein. Hat allerdings Schnittstellen zu amerikanischen Tools. Da muss man dan im Einzelfall prüfen, ob der gesamte Verkaufsprozess noch DSGVO konform ist, oder ob man sich in falscher Sicherheit wiegt.
Alles in allem: Wäre meine erste Wahl.
Calendly
Das Terminbuchungstool hat in der Bezahlversion auch eine Möglichkeit, Zahlungen anzunehmen.
Aber Vorsicht: Um in Deutschland zu verkaufen, muss man die AGB akzeptieren. Das interessiert den US Anbieter aber nicht. Du musst eigene AGB erstellen und auch darauf hinweisen, dass die akzeptiert werden.
Dann kommt der unklare Datenschutz dazu…. Denn die Server sind in den USA und jetzt werden sogar Zahlungsdaten übertragen. Hui.
Ich empfehle es dir ausdrücklich nur, wenn du einen Rechtsanwalt für Online-Recht im Team hast, diese Variante zu wählen.
BooklikeaBoss
Wird von Coaches immer wieder genutzt. Hier gilt das gleiche wie bei Calendly: Es ist ein amerikanisches Tool und für den deutschen Markt ohne Anpassungen weder rechtssicher noch DSGVO-konform.
Ich empfehle es dir ausdrücklich nur, wenn du einen Rechtsanwalt für Online-Recht im Team hast, diese Variante zu wählen.
Externe Reseller mit der Möglichkeit, Online Kurse zu verkaufen
Elopage
Elopage* hat sich schon lange vom Start-up zu einer ausgewachsenen Online-Kurs Plattform gemausert.
Es gibt jede Menge Möglichkeiten und jede einzelne davon, lässt sich Elopage inzwischen bezahlen.
Du kannst in eigenem Namen recht günstig verkaufen. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat. Du bekommst eine Abrechnung mit allen einzelnen Verkäufen. Die können aus Deutschland und dem Ausland sein (steuerrechtlich dann etwas komplizierter). Zahlungseingang gibt es über dein Paypal Konto und dann noch mal von Elopage. Das wird dann aber auch schon mit den Gebühren verrechnet und ich wünsche dir so viel Spaß mit der Buchhaltung. Gib die am besten ab.
Elopage übernimmt das gern für dich. Ist dann Reseller und erhöht dafür die Gebühren.
Für das Online-Kurssystem verlangt Elopage zusätzlich eine Grundgebühr con 49 Euro. Mindestens. Denn nach oben gibt es da noch weitere Pakete, die man zubuchen kann.
Schwachpunkt für mich: Das Unternehmen wirbt auf der Webseite damit, DSGVO konform zu sein. Hat allerdings Schnittstellen zu amerikanischen Tools. Da muss man dann im Einzelfall prüfen, ob der gesamte Verkaufsprozess noch DSGVO konform ist, oder ob man sich in falscher Sicherheit wiegt.
Die Buchungsformulare kann man auf der eigenen Webseite mit HTML Code einfügen. Ein Klick weniger im Verkaufsprozess. Mag ich sehr!
Coachy
Ist kein All-In-One Anbieter. Du musst zusätzlich einen Zahlungsanbieter wie Digistore oder Copecart verwenden. Das musst du einfach wissen, wenn du die Preise anschaust. Das liest sich nämlich erst mal nach einer richtig klasse Flatrate. Bedeutet auch: Du musst dich in zwei Portalen anmelden, um deinen Kurs zu verwalten. Wäre mir zu umständlich.
Wirbt damit, in 6 Minuten bereit zu sein. Rechnet dir Gebühr pro Kurs ab. Also ab 37 Euro im Monat für einen Kurs, den du einstellst. Weitere Kurse kosten dann immer 9 Euro.
Es gibt einen Datenschutz und Impressum Generator. Die Texte sind also noch nicht fertig und müssen zusammengestellt werden. Meine Erfahrung als Webdesigner damit: Das überfordert alle meine Kunden. Keiner kann nur ansatzweise verstehen, was er da wie zusammen klickt. Das wäre für mich ein Grund, Coachy nicht zu buchen.
Udemy
Super einfach, hier Kurse hochzuladen und die Plattform ist schnell eingerichtet.
Größter Vorteil: Keine Grundgebühr. Das ist bei Online-Kurs Systemen nicht selbstverständlich.
Udemy* ist ein Marktplatz. Das suggeriert, dass es möglich ist, deine Kurse hier ohne größere Akquise-Anstrengungen „von allein“ zu verkaufen. Meine Erfahrung: das ist eher ein schöner Traum als schnöde Realität. Denn Udemy hat den Käufern auf der Plattform eins beigebracht: Alle paar Wochen gibt es einen Sale, da kosten alle Kurse so um die 10 Euro. Und davon bekommt Udemy dann knapp die Hälfte. Wenn du bei den Sales nicht mitmachen möchtest, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand über Udemy deine Kurse kauft sehr (SEHR!!!) gering. Wenn du dafür mehr als 5 Euro haben willst, dann musst du deine Kurse einfach selbst verkaufen.
Größter Nachteil: Udemy ist und bleibt ein amerikanischer Anbieter. Deine Einnahmen sind also aus den USA. Du musst auf Englisch ein US Steuerformular ausfüllen (Profitipp: frag deinen Steuerberater um Hilfe). Danach bekommst du kommentarlos einfach Geld überwiesen. In USD. Ohne halbwegs formelle Rechnung. Oder irgendeinem Dokument, was auch nur ungefähr so ähnlich wie eine Abrechnung aussieht.
Digistore + Digimember
Ist wohl sowas wie die Grande Dame unter den deutschen Anbietern. Gibt es schon ewig.
Die Benutzeroberfläche wurde aber nie angepasst (der Preis auch nicht) und so zahlt man hier recht viel für einen Service, der inzwischen auch überall sonst zum Standard gehört. Und hat eine Benutzeroberfläche, die nicht sonderlich intuitiv zu bedienen ist.
Digimember ist ein WordPress-Plugin, dass die Kursplattform auf die eigene Webseite holt. Das hat Vor- und Nachteile. Größter Nachteil: Du musst es selbst einrichten. Oder eben einrichten lassen. Funktioniert tatsächlich nicht immer reibungslos… ist auch nicht kostenlos. Kostet 37 Euro monatlich. Zusätzlich zu den Verkaufsgebühren.
Standort ist Deutschland. Es gibt also auch hier keine Verkäufe ins Ausland.
AGB: Weil Digistore ein Reseller ist, gelten die AGBs von Digistore. Darum musst du dich schon mal nicht kümmern. JUHU!
Schnittstellen zu vielen amerikanischen Tools: Das bedeutet, der Verkauf über Digistore ist nicht per se DSGVO-konform. Denn sobald man ein US-Tool anflanscht, kann es schon knifflig werden.
Teil 3: Mein Fazit
Was würde ich also jetzt tun? Wozu rate ich?
Das kommt wirklich darauf an…
Mein bester Rat ist wirklich, dich mit deinem Verkaufsprozess auseinanderzusetzen und deinen Prozess wirklich so einfach wie möglich zu halten.
Eine völlig unkonventionelle Lösung kann es sein, den Verkaufsprozess über ein Bestellformular abzubilden. Danach händisch die Rechnung in deinem Buchhaltungsprogramm* zu schreiben. Bei hochpreisigen Buchungen und wenigen Rechnungen ist das ein tip-top Verkaufsprozess. Diesen Prozess habe ich auch lange genutzt und war damit sehr zufrieden.
Das Verkaufsformular habe ich mit einer Winzerin umgesetzt. Du kannst es dir gern hier anschauen (und dabei auch gleich hervorragenden Biowein bestellen). Aber auch hier gilt: Such dir Unterstützung, denn du brauchst dafür AGBs und einen rechtssicheren Verkaufsprozess.
Wenn dein Prozess stimmt, brauchst du ein System, das dir zuarbeitet. Aber der Prozess muss zuerst stimmen. Und die Verkaufszahlen müssen auch stimmen, daran wird kein Shopsystem der Welt etwas ändern. Auch wenn viele hoffen, dass es so ist.